Exerzitien? Was ist das?
Sollten Sie den Begriff ‘Exerzitien’ mit dem englischen Wort ‘exercise’ verbinden, kommen Sie der Antwort auf die Frage: ‘Was sind Exerzitien?’ sehr nahe. Allerdings: Bei Exerzitien geht es nicht um sportliche Aktivitäten oder körperliche Fitness, sondern um Übungen des Geistes, um ‘geistliche Übungen’.
Der Teilnehmer ´übt´ seinen Geist, indem er Vorträge zu den entscheidenden Fragen des menschlichen Lebens hört und diese im Anschluss reflektiert.
Dauer der Exerzitien
Ursprünglich waren die Exerzitien individuell auf einen Teilnehmer zugeschnitten und haben, wie sie vom Hl. Ignatius von Loyola entwickelt wurden, 30 Tage gedauert. Mittlerweile kann man sie auch in fünf oder sechs Tagen absolvieren, die wesentlichen Inhalte erfahren und so die gleichen segensreichen Wirkungen erzielen.
Tage der Stille
Wichtig dabei ist, dass die Exerzitien in der Stille und schweigend stattfinden. Das hilft dabei, sich der Frage nach dem Sinn des Lebens und nach sich selbst zu stellen – Fragen, für die man sich im Trubel des Alltags oft zu wenig Zeit nimmt.
Die Exerzitien führen den Übenden entlang dem Leben unseres Erlösers Jesus Christus und führen ihn so in einen unmittelbaren Dialog zwischen Gott und Mensch. Das Ziel der Exerzitien ist es, das eigene Leben neu zu ordnen, sich wichtige Fragen vorzulegen, in Stille über sich und die Welt nachzudenken und vor allem sich auf Gott auszurichten.
Vorträge - Betrachtung - persönliches Gespräch - Sakramente
Zu diesem Zweck hören die Teilnehmer tagsüber Vorträge, die von Gebet und Zeiten der Ruhe abgewechselt werden. Während der Pausen stehen Priester zum persönlichen Gespräch bereit. Es findet täglich die Hl. Messe statt. Im Rahmen der Exerzitien besteht zudem die Möglichkeit einer Beichte. Damit sich alle voll auf das eigentliche Ziel der Exerzitien konzentrieren können, ist für die Mahlzeiten gesorgt. Die Teilnehmer sind in der Regel in Einzelzimmern untergebracht. Die Ausnahme sind Exerzitien für Ehepaare.
Teilnahmebedingungen
Zur Teilnahme gibt es keine speziellen Voraussetzungen, etwa ein gläubiges Leben. Willkommen sind auch Menschen, die sich auf der Suche befinden oder einfach mehr über den katholischen Glauben erfahren möchten. Wichtig ist jedoch die Bereitschaft, sich auf die Exerzitien einzulassen.
Verschiedene Angebote
Es gibt unterschiedliche Exerzitienangebote. Wer erstmalig teilnehmen möchte, sollte sich jedoch für das „Original“, also die Ignatianischen Exerzitien entscheiden. Andere Exerzitienangebote orientieren sich zumeist an speziellen Themen oder der Spiritualität bzw. Lehre eines besonderen Heiligen.
Da die Exerzitien in Stille durchgeführt werden sollen, sind die Exerzitienhäuser auch im ländlichen Raum. Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, kann vom nächstgelegenen Bahnhof abgeholt werden.
Erstaunliche Aktualität
Erfunden bzw. entwickelt hat die Exerzitien Ignatius von Loyola im 16. Jahrhundert. Er ist einer der größten Heiligen der katholischen Kirche.
In seinem „Exerzitienbuch“ gibt er aufgrund seiner eigenen Erfahrungen und göttlicher Inspiration die Anleitung zu den Exerzitien. Entlang dieses Ablaufs orientieren sich auch heute noch die Exerzitien. Das Buch kann – so wie alle anderen benötigten Materialien – mitgebracht oder vor Ort erworben bzw. ausgeliehen werden. Und auch wenn dieses Buch schon vor nahezu 500 Jahren geschrieben wurde, ist es heute aktueller als je zuvor und trifft die Bedürfnisse unserer Zeit mit außerordentlicher Präzision. Sein Inhalt ist zeitlos und gilt für alle Menschen aller Zeiten.
Einen Schatz entdecken
Die Exerzitien sind einer der größten Schätze der Kirche. Wir wissen, dass man Schätze nicht so leicht findet. Dafür muss man sich auf den Weg machen, dafür muss man sich Zeit nehmen und bereit sein, einige Tage aus dem Alltag auszusteigen. Wenn man den Schatz dann aber findet, ist der Lohn, den man erhält, umso reichlicher.
Im Grunde genommen kann man Exerzitien nicht vollständig erklären, man muss sie selbst erfahren!